Chorkonzert
Chorkonzert im Ev. Gemeindezentrum Barkenberg
Sonntag,
12. November 2017, 18 Uhr
Lieder gegen die Angst - Chorkonzert auf den Spuren Martin Luthers
Alle zwei Jahre findet im Ev. Gemeindezentrum Barkenberg ein großes Chorkonzert mit Unterstützung vom Freundeskreis Kirchenmusik statt. Am Sonntag war es wieder so weit: Unter Leitung von Kirchenmusiker Stephan Hillnhütter sang die Kantorei Wulfen und einige Mitglieder des „Collegium Pax Domini“ drei Kantaten, die auf Liedern von Martin Luther basieren. Bei dem Hauptwerk des Konzertabends, der Bach-Kantate „Ein feste Burg ist unser Gott“, wirkte zusätzlich der katholische Kirchenchor St. Barbara mit. Das Werk war in Auszügen bereits beim ökumenischen Pfingstgottesdienst erklungen.
Die Moderation des Konzerts übernahm Pfarrerin Anke Leuning. Gleich zu Beginn machte sie darauf aufmerksam, dass es erst seit Luthers Reformation einen Gemeindegesang gibt. Diese Tradition wurde im Konzert aufgenommen, denn vor jeder Kantate war das Publikum aufgefordert, in den ursprünglichen Lutherchoral einzustimmen, der im Programmheft abge-druckt war. Erst dann folgte die Darbietung der darauf basierenden Kantate. Das erste Stück „Nun komm der Heiden Heiland“ von Georg Philipp Telemann war geprägt durch die mittelalterliche Angst vor der Hölle und flehte um das Erscheinen des Erlösers. Alle vier Solisten konnten sich in Arien und Rezitativen vorstellen: Elisabeth Esch (Sopran), Julia Husmann (Alt), Bruno Michalke (Tenor) und Christian Walter (Bass). Der zweite Luther-choral „Christ, unser Herr, zum Jordan kam“ steht zwar im Gesangbuch, wird aber sehr selten gesungen. Es ist ein Tauflied, hat aber eine sehr martialische Sprache, die wir heute bei so einem Familienfest eher vermeiden. Nach dem Gemeindegesang interpretierte der Chor den Choral noch einmal à la J.S. Bach. Der Cantus Firmus lag im Tenor und der übrige Chor umgarnte ihn kunstvoll. Das man Gottes Liebe nicht erkaufen kann, vermittelte Julia Hus-mann mit ihrer warmen gefühlvollen Stimme in der Alt-Arie sehr eindringlich. Die Angst vor dem jüngsten Gericht war auch Thema des Chorals von Christoph Graupner, bei dem die Gemeinde mitsang.
Besonders der lange Eingangschor der abschließenden Bachkantate „Ein feste Burg“ war für den großen ökumenischen Chor eine echte Herausforderung, die sehr gut gemeistert wurde. Dieser Choral - in der Geschichte als Kampflied missbraucht - ist eigentlich ein „Lied gegen die Angst“, wie es Anke Leuning ausdrückte. Herausragend war die Arie von Sopranistin Elisabeth Esch, die nur spartanisch von Cello und Continuo begleitet, in schmachtenden Bögen die große Sehnsucht nach Jesus nahezu bildhaft ausdrückte.
Sabine Bornemann